Der neue Blick für alte Zaunschildchen – Reklame von früher in Berlin



Es war einmal. Es gab einmal eine Zeit, in der man z.B. noch West-Berlin sagte. Oder noch viel früher. In der die Welt auch vielfältig, aber analog war. Wer Brot brauchte ging zum Bäcker, deftige Sachen gab’s beim Fleischer oder Metzger. Die Autos fuhren meist mit Benzin, und man konnte sie riechen. Werbung war genauso analog, gedruckt. Wer etwas brauchte, guckte ins Branchenfernsprechbuch. Alphabetisch, mit tausenden Anzeigen, auf dünnem Papier, als dickes Buch. Das war dann bald so dick, dass man manchmal zwei Bücher drucken musste, so viele Dinge gab es, von Aalräuchereien bis Zylinderstifte.
Werbung kostete natürlich Geld, nicht nur im Branchenbuch. Und das Buch war im nächsten Jahr veraltet.

Wer brauchte einen neuen Zaun?

Wenn nun einmal ein neuer Zaun um das eigene Häuschen, die Parzelle, den Schrebergarten her musste, gab es zwei Möglichkeiten. Das Branchenfernsprechbuch oder ein Spaziergang mit Zettel und Stift. Wobei wir wieder in der heutigen Zeit angekommen sind. Unsere neue, digitale Welt, mit Corona, und allem Drum und Dran. Wer stundenlang im Homeoffice sitzt, muss sich irgendwann bewegen. Ein Spaziergang, ab und zu. Ziemlich allein, zu nächtlicher Stunde, z.B. in West-Berlin. Leere Straßen zwischen Kiez und Ku’damm, Moabit und Rieselfeld, zwischen Britz und Wilhelmsruh. Man muss ja nicht bis Mai warten.
Da gibt es noch ein kleines bisschen alte, analoge Welt: Alte Reklame. Schilder. Nein, keine „weiße Persilfrau„. Sie wurde längst abgeschraubt, und hängt bei wirklich reichen Leuten als Emaille-Schild im Wohnzimmer.

Kleine, alte Zaunschildchen

Es gibt noch kleine, alte Zaunschildchen. Etwa in Handflächengröße, seit Jahrzehnten im Freien. Heute unbeachtet. Verblichen, veraltet, verrostet und ungeliebt! Aber es gibt noch welche. Sie sind, sogar als Foto, kaum im digitalen Internetz zu finden. Man muss schon ganz schön danach suchen. Findige Drahtzaun- Hersteller und Schlossereien hatten seinerzeit diese kleine Idee mit den kleinen Zaun-Schildchen. Klar, Werbung im guten, alten Branchenfernsprechbuch ging. In den „Gelbe Seiten„, dem so genannten Telefon- und Adressverzeichnis, kostete es aber eine jährliche Anzeigengebühr.

Die Idee, ein kleines Schildchen aus Blech

Da war dann diese Idee, ein kleines Schildchen aus Blech an den fertigen Zaun zu pinnen. Kaum sichtbar, doch zu finden, für den, der danach sucht. Langlebig, ohne weitere Kosten. Bunt, oft geprägt, oder etwas teurer mit Emaille-Beschichtung. Mit Name und Adresse des „Draht-Zaunbauers“, mit Ruf- oder Telefonnummer. Noch nicht einmal Fax gab es! Viele dieser Schildchen sind seinerzeit mit viel Herzblut designt worden. Sie sind noch heute kleine Kunstwerke, aus einer Zeit, in der man sich seiner Qualitätsarbeit nicht schämen musste. Manch Zaunhersteller versucht diese kostenlose Werbung auch heute noch an den Zäunen zu hinterlassen. Doch bei diesen neuen Schildern kann man die schicke, moderne E-Mail-Adresse jetzt schon kaum noch lesen. Helfen würde ein QR-Code. Doch, ob der nach vielen Jahren nicht auch ins „leere Internet“ geht?
Die alten Zaun-Schildchen haben manchmal überlebt! Sie waren damals wohl sehr zahlreich, und sind auch nach Jahrzehnten noch lesbar. Vielleicht schützte sie ein darüber stehender Baum, oder ein massiver Zaunpfahl? Zwischen Grundstücken oder an langen Eisenbahnzäunen gibt es noch welche.
Nein, nicht Stehlen oder „Klauen gehen„, wie man heute sagen würde. Mit dem Smartphone fotografieren, und bei Twitter der Nachwelt erhalten. Es muss ja nicht immer „Insta“ sein.
Einen schönen Spaziergang! Zum Beispiel in West-Berlin, mit dem nun neuen Blick für alte Zaunschildchen. Maske nicht vergessen!


Fotos: TrendJam