Friederisiko bei Berlin: Potsdam feiert Friedrich den Großen – Tickets teils mit Wartezeit



potsdam friderisikoStellen Sie sich vor, die Titanic würde gehoben und sie könnten auf einem schmalen Laufsteg durch die Räume des ehemals versunkenen Schiffes wandeln. Was wäre das für ein Gefühl?

Oder, sie dürften am Hofe eines Königs, wie man so schön sagt, Mäusschen spielen. Sie sind dabei, sie können überall zusehen, doch sie werden nicht gesehen. Grandios! Ein Traum-Gefühl, in einer Zeitmaschine sitzen, und die Vergangenheit mit heutigen Augen zu sehen.
Sagen sie nicht, das gibt es doch gar nicht. Doch!
Am 26. April 2012 eröffnete die Ausstellung FRIEDERISIKO in Potsdam. Nun werden sie sagen: Ach, ein Museum, noch eine Ausstellung zum 300. Geburtstag des Preußenkönigs Friedrich des Großen.
Ja, aber was für Eine!

Viele Ausstellungen zum 300. Geburtstag Friedrich des Großen

deutsches historisches museum berlin udlAuch andere Museen, so das Deutsche Historische Museum Unter den Linden in Berlin, die Alte Nationalgalerie mit Gemälden von Adolph Menzel und das Bode-Museum der Hauptstadt zeigen Ausstellungen zum Geburtstag Friedrich II. Doch, so eine Fülle von Exponaten ist wirklich nur im und mit dem Neuen Palais in Potsdam möglich. Das Erlebnis im Speziellen liegt in der Architektur des Gebäudes und in der historischen Stilart Rokoko, der Mode des 18. Jahrhunderts. Alles passt zusammen. Möbel, Kleidung, Dekorationen an Wand und Gebäude, die Bilder, die Rahmen und und und. Vergoldungen soweit das Auge reicht, alles echt, erhalten, restauriert. Muschelmotive des Rokoko, die Rocaille, gemischt mit Blumen, Pflanzen, Blüten. Potsdamer Rokoko. Das Auge des Betrachters ist immer erfreut, nie beleidigt. Alles passt zusammen.

 

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Verkehrsanbindung und Eintritt

Man könnte glauben, die Feier findet tatsächlich auf einer wiederentdeckten Titanic statt! Doch das Neue Palais ist nie „gesunken“, nie zerstört worden. Es hat aber seit seiner Fertigstellung im Jahre 1769 so viele stürmische Zeiten überlebt, dass kaum zu glauben ist, was heute noch alles unversehrt gezeigt werden kann.

Die Eintrittskarten für 14,00 Euro gibt es im Internet, nach der langen Schlange an der Tageskasse, oder besser im guten Reisebüro. Der Besucher sollte pünktlich am farblich gekennzeichneten Eingang des Schlosses erscheinen. Die drei Eingänge befinden sich auf der hinteren Seite, der Wirtschaftsseite des Schlossbaus. Es ist die dem Park abgewandte Seite. Der Schlosspark mit etwa 300 ha Fläche erstreckt sich vom Potsdamer Stadtzentrum noch immer bis vor die Tore der Stadt. Man kann die Umfahrung des Parks mit dem Auto in beiden Richtungen nutzen. Es sind bewirtschaftete Parkplätze fast genau am Neuen Palais zu finden.

Zum Potsdamer Hauptbahnhof fährt die Berliner S-Bahn mit der S7 von Ahrensfelde über Ostbahnhof, Friedrichstraße, Berliner Hauptbahnhof, Wannsee nach Potsdam Hauptbahnhof. Auch fahren die Straßenbahnen der Linien X98 und 91 zum Bahnhof Pirschheide. Unterwegs, vom Haltepunkt Schloss Charlottenhof, sind es allerdings gut 15 Minuten Spaziergang durch den Park zum Neuen Palais. Mit den Bussen der Linien 695, 606, 605 sowie X5 vom Potsdamer Hauptbahnhof erreicht man ebenfalls das Neue Palais. Die Regionalbahnen RB 21 und RB 20 fahren vom Potsdamer Hauptbahnhof zum Bahnhof Park Sanssouci (Wildpark), also auch fast bis vor das Neue Palais.

Die Eintrittskarten und eine Vielzahl von Souvenirs werden im temporären Besucherzelt hinter dem neuen Palais verkauft. Im Ticket-Zelt stehen Paletten mit dem Begleitheft der Ausstellungen im Neuen Palais bereit. Auch gibt es dort einen Audioguide. Der ehemalige Exerzierplatz, mit dem Namen Mopke, ist seit dem 18. Jahrhundert mit gebrannten Ziegelsteinen gepflastert. Er eignet sich heutzutage vor der Kulisse des Schlossbaus, für Konzerte im Rahmen der jährlich stattfindenden Musikfestspiele Potsdam Sanssouci. Diese Festspiele finden bereits seit 1954 statt.

Die Prahlerei des 18. Jahrhunderts gibt es noch

neues palais potsdamSchon das Gebäude, das NEUE PALAIS, ist gigantisch, riesig. Es ist nicht das kleine Schlößchen Sanssouci, nicht die Sommerresidenz des Königs, nicht das Sommerschloß auf dem Weinberg!

Das pompöse Neue Palais steht am westlichen Ende der Hauptallee im Park von Sanssouci. Der Buckingham Palace in London erscheint groß, aber das Neue Palais sprengt alle Vorstellungen. Und in Potsdam – darf man hinein in das KönigsSchloss! Ungefähr siebzig der vielen hundert Räume sind geöffnet. Dank FRIEDERISIKO.

Die Zeitmaschine der Stiftung Preussische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg

Egal mit welchem Eingang sie das Neue Palais betreten, der Duft, die niedrige Temperatur schärfen sofort die Sinne. An den Türen sind keine Klinken, überall originale Drehknäufe. Und wenn einmal eine Tür verschlossen ist, klinken, besser drehen sie. Die aufgesteckten runden Schilder, in grün, erlauben es. Die roten Pappschilder verbieten den Eintritt, doch es ist dann ohnehin abgeschlossen. Trauen sie sich!

Die allgegenwärtigen Aufsichtspersonen sind angenehm zurückhaltend, und werden ab und zu durch Mitarbeiter der Schlösser verstärkt. Diese Ciceroni in den FRIEDERISIKO-Shirts schauen jedoch so herausfordernd drein und fragen schon einmal, ob man einer Erklärung bedarf. Alle Besucher wandeln, ohne Pantoffeln (!), auf tief violetten, maulbeerfarbenen Laufstegen durch das wiederbelebte Schloss. Kaum jemand wagt einen Schritt hinein in die Räume. Es herrscht tatsächlich das Titanic-Gefühl. Man darf Mäuschen spielen.

rokoko neues palais nachbau kaminIm Erdgeschoss sind viele Räume verdunkelt, viele Dekorationen, die in der Zeit nach dem großen Preußenkönig verändert wurden sind abgedeckt, verhüllt, dezent verkleidet. Wer das Schloss als Besucher vom früheren Museumsrundgang kennt, ist verwirrt. Die Anordnung und die Dekorartionen der Räume sind zu dieser Ausstellung verändert worden. Das wird später jedoch wieder rückgängig gemacht. Kerzenschein, an den Rokoko-Kaminen, verbreitet im unteren Teil das Hauses oft das einzige Licht. Moderne Spots sind raffiniert mit und ohne Kronleuchter dazugeschummelt worden. Auch ist der lila Laufsteg erstaunlich stolperfrei, auch wenn er manchmal zwischen den einzelnen Räumen zu Teppichboden mutiert. In manchen Räumen knackt und ächzt der Laufsteg, wie echtes Parkett. Ob das Absicht ist? Wahrscheinlich. Im großen Marmorsaal, im Obergeschoss, wird der Steg durchsichtig, damit die Fußboden-Intarsien aus farbigem Marmor sichtbar bleiben.

Familienwohnungen, Fürstenschloss

Betritt man das Neue Palais durch den grünen Eingangsbereich, gelangt man unvermittelt in die abgedunkelte Wohnung des König-Bruders Prinz Heinrich. Der jüngere Bruder hatte hier im Familienwohnschloss eine eigene Wohnung. Er wohnte ursprünglich in Rheinsberg und später im Palais des Prinzen Heinrich Unter den Linden in Berlin. Das Gebäude dort ist heute das Hauptgebäude der Humboldt-Universität zu Berlin.

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Die Themen zum Königsgeburtstag sind so einzigartig, wie vielfältig. Dynastie, Horizonte, Körper und Seele, Europa und die Welt, Tagesgeschäft, Risiko und Ruhm … Das Begleitheft umfasst über 400 Einzelpositionen. Kleine Schildchen an den Objekten verweisen auf die kurz gefassten Texte im Heft. (119) Spieltische für Schach und Karten… (287) Wandbranchen (Wandleuchter) mit je fünf Kerzenarmen… (430) Schneeballvasen Meißen um 1760…

Und wenn Sie das Schloss verlassen haben, hat alles viel zu lange gedauert. Sie sind noch benommen von der Fülle der Eindrücke, von der roten Färbung des Treppenhauses am Ausgang? Dann schauen sie bewusst in den Himmel, das ist Potsdamer Himmel.

Kitschig, mit hellblau, rosa, weiss. Wo gibt es diesen Himmel sonst auf der Welt?potsdamer himmel

Auf Bildern aus dem 18. Jahrhundert, aus Potsdam, im NEUEN PALAIS!


Fotos: TrendJam

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